Eine Landschaft, die recht stark an rote Canyons im Westen der USA erinnert, brachte der Gegend im Westen des Staates Georgia, die heute als Providence Canyon State Park geschützt ist, den Beinamen als „Georgia’s Little Grand Canyon“ ein. Auch wenn das gewiss etwas zu weit hergeholt ist, zumal die Szenerie eher an den Bryce Canyon oder noch stärker an Cedar Breaks erinnert, lohnt sich ein Ausflug in den Park mit seinen farbenfrohen Formationen allemal.
Was die Kräfte der Erosion hier gezaubert haben, ist nur bedingt natürlichen Ursprungs. Denn eigentlich ist der Mensch – wenn auch unfreiwillig – verantwortlich für dieses geologische Wunderwerk. Den Grundstein legten unbedachte Farmer im frühen 19. Jahrhundert, die die Wälder der Gegend abholzten, um Platz für Plantagen zu schaffen. Der umgehend einsetzenden Erosion begegnete man nicht mit entsprechenden Maßnahmen der Bodenbewirtschaftung, so dass nach kurzer Zeit der sandige Boden fortgespült war. Dabei waren so große Vertiefungen entstanden, dass das Land für eine Bewirtschaftung nicht mehr zu gebrauchen war. Was die Natur in der Folge in einem recht überschaubaren Zeitraum geschaffen hat, gehört heute zu den imposantesten Landschaften und besten Fotospots in ganz Georgia.
Besucher können sich das Labyrinth aus bis zu 50 Meter tiefen Canyons auf verschiedene Weise erschließen. Auf der Canyon Road gelangt man ganz bequem mit dem eigenen fahrbaren Untersatz zu einem Aussichtspunkt, der Providence Canyon Observation Area. Der Blick über die Canyons mit rötlichem, orangenem und hellem Gestein und der üppigen Vegetation, die einen intensiven Kontrast dazu bildet, ist beeindruckend und macht Lust, die Gegend näher zu erkunden.
Das geht zunächst auf dem Canyon Loop Trail, auf dem man aus allen Richtungen immer wieder neue Überblicke über die traumhafte Erosionslandschaft gewinnt. Der populäre Wanderweg umrundet den Providence Canyon vollständig. Dabei gilt es immer hinter den Absperrungen zu bleiben. Die Kanten und Abhänge sind instabil und können ins Rutschen geraten. Noch heute verändert die Witterung das Aussehen des Canyons beständig.
Nicht minder beeindruckend ist es, die Canyonlandschaft aus der Tiefe zu bewundern. Vom Besucherzentrum geht es auf dem Canyons Trail auf kurzem Weg hinunter. Am Grund der Schlucht mit einem ganzjährig angenehmen Mikroklima ist man einer üppigen Vegetation sehr nah. Hier gedeihen etwa Magnolien und die Pflaumenblättrige Azalee, die im Providence Canyon und seiner Umgebung sogar endemisch ist. Am Grund des Canyons zeigt sie erst im Herbst ihre leuchtend roten Blüten, wenn die anderen Rhododendronarten ihre Blütenpracht längst verloren haben.
Wer sich in das Abenteuer stürzt, sollte allerdings nicht unbedingt seine besten Schuhe hierfür verwenden. Der omnipräsente rote Lehm setzt sich vor allem bei feuchten Bedingungen, die am Grund des Providence Canyons stets herrschen, in kleinsten Ritzen fest und erweist sich als hartnäckiger Begleiter.