Lynchburg

Lynchburg ist einer der Orte, die Durchschnittsbesucher nicht unbedingt im Blick haben. Doch gerade das dürfte die eine oder andere angenehme Überraschung mit sich bringen. Die Universitätsstadt im Herzen Virginias präsentiert sich abseits typischer Touristenpfade nicht nur unaufgeregt und authentisch, sondern beherbergt auch einige interessante Sehenswürdigkeiten. Ein Abstecher vom 20 Meilen nordwestlich der Stadt verlaufenden Blue Ridge Parkway kann sich also durchaus lohnen.

Eine der vielleicht bemerkenswertesten Erscheinungen ist die Silhouette der Stadt selbst. Angelegt auf den teils recht steilen Hügeln am westlichen Ufer vom James River, was ihr den Beinamen Hill City einbrachte, erlebt man von der Ostseite des Flusses ein beachtliches Panorama. Einige Hochhäuser lassen dabei erkennen, dass die Stadt recht bedeutsam sein muss. Tatsächlich hat sie sich seit ihrer Gründung im Jahr 1757 zu einem wichtigen regionalen Zentrum entwickelt, das inzwischen sogar mehr als 80.000 Einwohner zählt.

Der strategisch günstigen Lage verdankt Lynchburg eine blühende industrielle Vergangenheit. Letzteres lässt sich noch heute an historischen Fabrikgebäuden Lagerhäusern aus Backstein in der Nähe des Flusses ablesen, die gekonnt mit neuem Leben erfüllt wurden. Nach sorgfältiger Restaurierung beherbergen viele Bauwerke heute Galerien, Boutiquen, Gasthäuser und Cafés. Wohl eines der besten Beispiele ist das Craddock Terry Hotel, das in einer bedeutenden Schuhfabrik aus dem Jahr 1888 untergebracht ist. Das gesamte Areal steht als Lower Basin Historic District unter nationalem Denkmalschutz.

In der ebenfalls als Historic District geschützten angrenzenden Innenstadt gibt es direkt mehr urbanes Flair aus vergangener Zeit zu verspüren. Auf der Monument Terrace, einer imposanten Freitreppe, erreicht man nach 130 Stufen und mehreren Terrassen vom Stadtzentrum aus das frühere Lynchburg Courthouse. Die Treppe ist mit Denkmälern zu Ehren von Kriegern aus Lynchburg versehen und damit zugleich ein stolzer Ort für das historische Selbstverständnis der Stadt, allen voran das Monument Terrace Memorial.

Nachdem man von hier aus den Blick über die Dächer von Downtown genossen hat, lohnt sich ein Blick hinter die Säulen des einstigen Gerichtsgebäudes. Es beherbergt heute das Lynchburg Museum. Wer die Stadt verstehen und in ihre Geschichte eintauchen möchte, ist hier bestens aufgehoben. Die Ausstellungen beleuchten verschiedene Themen wie Wirtschaft, Verkehr, Alltag der Einwohner und natürlich die Rolle Lynchburgs im Sezessionskrieg. So erfährt man, dass es kurz vor dem Ende des Krieges für ganze fünf Tage als Hauptstadt Virginias diente.

Erlesene Zeugnisse der Stadtgeschichte sind das Point of Honor sowie das Sandusky. Beide Villen stammen aus dem frühen 19. Jahrhundert und beherbergen ein Hausmuseen. Das reiche historische Erbe Lynchburgs lässt sich aber noch an vielen weiteren Bauwerken ablesen. Eines davon ist das Miller-Claytor House aus dem Jahr 1791. Gelegen am Riverside Park, ist es vermutlich das älteste noch existierende Gebäude in Lynchburg.

Von hier ist es übrigens nicht weit bis zum Maier Museum of Art. Das kostenlose Museum auf dem Campus des Randolph College präsentiert amerikanische Kunst ab dem 19. Jahrhundert. Ursprünglich während des Kalten Krieges errichtet, um Kunstwerke der National Gallery of Art sicher zu verwahren, ist es heute eine feste Institution in Lynchburgs Kulturlandschaft. Der kulturelle Mittelpunkt der Stadt befindet sich mit dem Academy Center of the Arts wiederum im Herzen der Stadt. Mit Theaterdarbietungen, Veranstaltungen und Ausstellungen erwartet Besucher ein facettenreiches Programm.

Ein Besuch in Lynchburg lässt sich nicht nur wunderbar mit Spaziergängen auf den Wanderwegen am James River abrunden, sondern mit spannenden Ausflügen in die Umgebung verbinden. Während zum Beispiel der James River Heritage Trail am Flussufer eine gute Gelegenheit bietet, die natürliche Schönheit der Gegend unmittelbar zu erleben und einen Stadtbummel stimmig zu ergänzen, verheißt das Umland beeindruckende Ziele.

Direkt vor den Toren der Stadt liegt das historische Poplar Forest, ein abgeschiedener Landsitz, den niemand Geringeres als Thomas Jefferson als Rückzugsort von der Hauptstadt Washington und seinem Hauptwohnsitz Monticello zu schätzen wusste. Nur 30 Kilometer östlich befindet sich der Appomattox Court House National Historical Park, an dem 1865 das Ende des Bürgerkriegs besiegelt wurde. Ebenfalls nicht weit entfernt ist das Booker T. Washington National Monument, das den bemerkenswerten Lebensweg einer der bedeutendsten afroamerikanischen Persönlichkeiten ehrt.

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