Wer ein formidables Reiseziel abseits der üblichen Tourismusrouten sucht, sollte sich einmal näher mit Las Cruces befassen. Im fast unbekannten Süden New Mexicos gelegen, findet man eine Mischung aus ursprünglicher Kultur und facettenreicher Wüstenlandschaft. Und sogar einige Weltklasseziele befinden sich in Reichweite.
Für einen ersten Eindruck nähert man sich Las Cruces, das mit seinen mehr als 100.000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt des Bundesstaates ist, am besten auf der Interstate 10 von Westen. Vor einem breitet sich wie aus dem Nichts der riesige Talkessel des Mesilla Valley aus, in dem sich die weitläufige Großstadt erstreckt. An der Autobahn ist eigens ein Rastplatz eingerichtet (in Höhe von Meilenmarker 135), von dem man das Panorama ausgiebig bewundern kann. Hier befindet sich zugleich eines der Wahrzeichen von Las Cruces. Es ist ein aus Schrott gefertigter überdimensionaler Rennkuckuck, der vielsagend in Richtung Stadt blickt.
Bis dorthin sind es nur wenige Minuten. Auf dem Weg zum Zentrum, dessen historischer Charme im 20. Jahrhundert einem Einkaufszentrum geopfert wurde, lohnt sich der kurze Umweg über den Vorort Mesilla. Rings um die denkmalgeschützte Mesilla Plaza scheint die Zeit stehengeblieben zu sein. Der historische Ortskern ist fast vollständig in seinem ursprünglichen Zustand erhalten. Hier sollte man im Schatten der Basilica of San Albino, einer der ältesten Kirchen der Region, ruhig etwas verweilen und das hispanische Ambiente in sich aufnehmen. Die Umgebung verlockt im Galerien und Läden zu einem Streifzug.
Auch im Herzen von Las Cruces selbst lässt es sich bei zumeist schönem Wetter gut flanieren. Die Main Street, um nur ein Beispiel zu nennen, ist gesäumt von Geschäften und Kunstgalerien, Restaurants und Cafés. Vor allem mittwochs und samstags lohnt es sich, denn dann ist die traditionelle Hauptstraße Schauplatz des Farmers and Crafts Market.
An die Main Street grenzt auch das Museum of Nature & Science, das sich vor allem mit der einheimischen Tier- und Pflanzenwelt befasst. Direkt nebenan organisiert das Museum of Art Ausstellungen zeitgenössischer Kunst, während auf der gegenüberliegenden Straßenseite das Branigan Cultural Center Kunst und Kultur zum Anfassen und Mitmachen bietet.
Der Campus der staatlichen Universität erweist sich mit mehreren Museen als Paradies für Kulturliebhaber. Das University Museum in der Kent Hall stellt wertvolle archäologische Funde zur Schau, darunter prähistorische Keramiken wie Gebrauchsgegenstände und Figuren. Direkt nebenan beherbergt das Kunstmuseum der Universität zeitgenössische und moderne Gemälde, Fotografien, Drucke und Grafiken sowie andere Werke. Besonders stolz sind sie auf die Kollektion mexikanischer Altarbilder. Sie ist die umfangreichste Sammlung ihrer Art der USA.
Ebenfalls zur Universität gehört das Zuhl Museum. Es legt seinen Schwerpunkt auf die Geologie und verfügt über bemerkenswerte Sammlungen versteinerten Holzes, anderer Fossilien und Mineralien. Einen wertvollen Schatz hütet das nebenan in der Skeen Hall untergebrachte Arthropod Museum mit einer Sammlung von rund 500.000 Insekten. Nach vorheriger Anmeldung kann man diese ungewöhnliche Ausstellung besuchen.
Daran, dass die Universität der kulturelle Mittelpunkt der Stadt ist, besteht somit nicht der mindeste Zweifel. Wer dennoch nicht restlos davon überzeugt ist, sollte dann vielleicht die Atkinson Recital Hall aufsuchen. Hier geben nicht nur Studenten der Musikfakultät ihr Können zum Besten, die Konzerthalle ist auch die Heimat des Philharmonic Orchestra.
Einer ganz anderen Facette widmet sich das New Mexico Farm and Ranch Heritage Museum, nämlich der Landwirtschaft, die seit jeher in diesem rural geprägten Bundesstaat eine bedeutende Rolle spielt. Im Santa Fe Railroad Depot, dem historischen Bahnhof der Stadt, untergebracht, beleuchtet das Railroad Museum die Eisenbahngeschichte von Las Cruces.
Der Eventkalender der Stadt ist prall gefüllt mit Erlebnissen für jeden. Allein in kulinarischer Hinsicht ist mit Festivals rund um Themen wie Bier, Tequila, Tacos, Wein, Tamale (ein traditionelles mittelamerikanisches Gericht) für reichlich Abwechslung gesorgt. An das kulturelle Erbe erinnern Rodeos oder die Cowboy Days, während der Februar traditionell zum For the Love of Art Month ausgerufen wird.
Naturliebhaber kommen in (genauer gesagt rings um) Las Cruces voll auf ihre Kosten. Vor allem die Organ Mountains, sind ein populäres Ausflugsziel. Die zerklüftete Bergkette erhebt sich rund zehn Meilen östlich der Stadt aus der Chihuahua-Wüste und ist Teil des Organ Mountains-Desert Peaks National Monuments. In diese Berge zieht es die Scharen. Jenseits des Dripping Springs Visitor Center spannt sich ein Netz aus anspruchsvollen Wanderwegen. Insgesamt besteht das Nationalmonument aus vier Teilgebieten, die teils in unberührter Wildnis liegen.
Die nördlich von Las Cruces gelegenen Robledo Mountains beherbergen mit dem Prehistoric Trackways National Monument einen weiteren kostbaren Naturraum inmitten der Wüste. In dem touristisch so gut wie unerschlossenen Schutzgebiet wurden versteinerte Spuren von Sauriern und anderen urzeitlichen Wesen entdeckt und gesichert. Während diese kostbaren Relikte der Urzeit heute im New Mexico Museum of Natural History and Science in Albuquerque gebracht, im Carnegie Museum of Natural History in Pittsburgh und in der Smithsonian Institution in Washington, D.C. bewahrt werden, erhält man auf einem der primitiven Trails des Monuments einen authentischen Einblick in die Flora und Fauna der Chihuahua-Wüste.
Las Cruces ist überdies ein ideales Sprungbrett für Ausflüge in die Umgebung. So ist der international bekannte White Sands National Park nur rund 80 Kilometer entfernt und liegt somit fast vor den Toren der Stadt. Schon etwas weiter ist es bis zu dem sehr abgelegenen Gila Cliff Dwellings National Monument. Zwar braucht es bis dorthin sage und schreibe drei Autostunden, doch ist Las Cruces die nächstgelegene Großstadt.