Frederick

Frederick ist ein Ort vor den Toren der Hauptstadt Washington, der als Reiseziel vielleicht nicht die größte Bekanntheit genießt, aber als solches von beachtlicher Qualität ist und einen Ausflug daher absolut lohnt. Die zweitgrößte Stadt in Maryland zählt nämlich zu den bedeutenden historischen Zentren im Mittleren Atlantikraum. Nur jeweils eine knappe Autostunde von Washington und Baltimore entfernt, erwartet Besucher eine vielfältige Mischung aus Geschichte, Kultur und urbanem Flair.

Die Stadt ist berühmt für ihre Silhouette, die gleich mehrere markante Kirchtürme bestimmen, was ihr den Beinamen als Stadt der Türme (wörtlich: City of Clustered Spires) einbrachte. Die bedeutendsten Gotteshäuser reihen sich entlang der Church Street im Herzen der Innenstadt, die sich als echtes Schmuckstück präsentiert. Die Straßen im historischen Stadtkern säumen restaurierte Backsteinhäuser und andere markante Bauwerke aus unterschiedlichen Epochen. Sie zeugen von der beachtlichen Bedeutung, die Frederick seit jeher innehat.

Die Stadt mit heute 80.000 Einwohnern wurde 1745 von deutschen Einwanderern gegründet und diente dank der günstigen geografischen Lage am Fuße der Ausläufer der Blue Ridge Mountains schon früh als Verkehrsknotenpunkt. Eine wichtige Rolle erlangte Frederick während des Sezessionskrieges. Vor den Toren wütete rings um den Monocacy River die nach dem Fluss benannte Schlacht. Das Schlachtfeld steht heute als Monocacy National Battlefield unter Schutz. Im Herzen der Stadt trägt das National Museum of Civil War Medicine der Bedeutung Fredericks als medizinisches Zentrum während des Krieges auf anschauliche Weise Rechnung. Es beleuchtet eindrucksvoll die damaligen Praktiken und Fortschritte in der Feldmedizin.

Bei einem Bummel durch die historische Innenstadt, die sich dank kompakter Ausmaße gut zu Fuß erschließen lässt, erreicht man fast unweigerlich den modern gestalteten Carroll Creek Park. Der urbane Grünstreifen entlang des namensgebenden Bachlaufs mit Brücken, Blumenbänken und Skulpturen ist nicht nur ein beliebter Treffpunkt und Spazierweg. In der warmen Jahreszeit dient er als Bühne für Feste, Konzerte und andere Höhepunkte.

Überhaupt hat Frederick in kultureller Hinsicht einiges zu bieten. Direkt an den Carroll Creek grenzt das Delaplaine Arts Center an. Das Kunstzentrum mit Galerien und Ateliers ist in einer historischen Getreidemühle untergebracht und lässt Kunst und Historie auf besondere Weise verschmelzen (der Besuch ist übrigens kostenlos). Es ist neben dem Weinberg Center for the Arts eines der kulturellen Aushängeschilder Fredericks. Letzteres wiederum öffnete im Jahr 1926 als Kino und präsentiert heute nach umfassender Restaurierung Theater, Konzerte und andere Events. Allein schon sein prächtiger Innenraum im Stil des Art déco ist ein Leckerbissen.

Weitere sehenswerte Höhepunkte sind das mondäne Rose Hill Manor im Norden der Stadt und das Schifferstadt House. Letzteres stammt aus dem Jahr 1758 und ist damit nicht nur das älteste in Frederick existierende Gebäude, sondern eines der besten Beispiele für deutsch-georgianische Architektur in den USA. Das unter nationalem Denkmalschutz stehende Haus beherbergt ein Geschichts- und Architekturmuseum. Ein anderes bemerkenswertes Relikt sind die Hessischen Baracken aus den 1870-er Jahren, in denen während des Revolutionskrieges deutsche und britische Kriegsgefangene interniert waren.

Abrunden lässt sich ein Besuch in Frederick auch in kulinarischer Hinsicht auf vielerlei Weise. So floriert in der Gegend inzwischen das Wein- und Brauereiwesen. Kleine Brauereien buhlen mit eigenwilligen Craft-Beer-Kreationen um Anhänger, während sich im Umland verschiedene Weingüter angesiedelt haben und zu Verkostungen einladen. Naturfreunden bietet die Umgebung zudem viele Möglichkeiten zum Wandern, Radfahren, Reiten und anderen Aktivitäten. Mit dem Catoctin Mountain Park befindet sich ein beliebtes Ziel für Outdoor-Enthusiasten wenige Kilometer nördlich der Stadt.

Wer Frederick angesichts all dieser Vorzüge noch immer nicht um seiner selbst willen ansteuern möchte, sollte es sich auf jeden Fall als Zwischenstopp bei einer Reise auf dem Journey Through Hallowed Ground National Scenic Byway vormerken. Die Tourismusstraße, die bedeutende Meilensteine aus der Geschichte der USA miteinander verbindet, verläuft mitten durch die Stadt.

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