Annapolis

Das im Jahr 1649 gegründete Annapolis blickt auf eine reiche Geschichte zurück und ist somit einer der Orte, die wie geschaffen sind, in die Historie der Vereinigten Staaten einzutauchen. Da die Hauptstadt von Maryland gerade einmal 40 Kilometer von Baltimore und nur geringfügig weiter von Washington, D.C. entfernt ist, lässt sie sich hervorragend in einen Städtetrip einbinden.

Dabei lohnt sich Annapolis auch für sich genommen als Reiseziel. Was in vielen anderen Hauptstädten zu raten ist, gilt hier ganz besonders – ein Besuch des Kapitols. Das Maryland State House ist nämlich ein ganz besonderer Ort. Im Jahr 1772 erbaut (die komplette Fertigstellung verzögerte sich nicht zuletzt aufgrund des Amerikanischen Unabhängigkeitskrieges bis 1797), ist es das älteste ununterbrochen genutzte Parlamentsgebäude in den Vereinigten Staaten. Doch damit nicht genug. Es ist das einzige State Capitol, das sogar als US-Kapitol diente. Annapolis war kurzzeitig von 1783 bis 1784 die Hauptstadt der USA.

Das im Georgianischen Stil errichtete Gebäude weist auch noch eine bauliche Besonderheit auf. Seine hölzerne Kuppel ist die größte ihrer Art in Amerika, die ohne die Verwendung von Nägeln errichtet wurde. Das Kapitol ist täglich außer Weihnachten und Neujahr für Besucher geöffnet, die auf eigene Faust diesen geschichtsträchtigen Ort entdecken können.

Nach wenigen Schritten findet man sich im Herzen der historischen Altstadt wieder. Der Colonial Annapolis Historic District mit den hübschen roten Backsteinhäusern ist überaus pittoresk und lädt zu einem ausgedehnten Bummel ein. Die Wege in der beschaulichen Kleinstadt sind ohnehin nicht weit, so dass sich alle Sehenswürdigkeiten bequem zu Fuß erkunden lassen. Am besten geht das bei einer Stadtführung unter fachkundiger Anleitung. Dabei begegnet man so vielen Häusern aus dem 18. Jahrhundert wie in keiner anderen Stadt der USA. 120 sind es an der Zahl, darunter das Old Treasury Building aus dem Jahr 1735 oder das mondäne William Paca House, das 1765 fertiggestellt wurde.

Betagt sind auch viele der Häuser, die in der historischen Innenstadt die Straßen flankieren, und selbst deren Grundriss blieb seit den Anfängen – Annapolis ist eine der ersten Planstädte der neuen Welt – nahezu unverändert. All das macht Annapolis zu einem Ort, in dem die Historie lebendig ist und mit dem Hier und Jetzt verschmilzt. Einfach durch die Main Street flanieren und die einzigartige Atmosphäre in sich aufnehmen – allein dafür ist Annapolis eine Reise wert.

Verspürt man beim tiefen Einatmen eine salzige Brise, liegt das wahrscheinlich an dem nahegelegenen City Dock am Ende der Main Street, der mit der Chesapeake Bay verbunden ist. Von dem kleinen Hafen kann man gleich zu einer unvergesslichen Bootstour aufbrechen oder im Sommerhalbjahr mit dem Wassertaxi die nächste Attraktion ansteuern. Hierfür empfiehlt sich das Annapolis Maritime Museum. Wo einst Austern verpackt wurden, geht man heute dem maritimen Erbe der Region und der Ökologie der Chesapeake Bay auf den Grund. Das Museum bietet ebenfalls verschiedene Bootsfahrten an. Dann und wann geht es sogar zum Thomas Point Shoal Lighthouse, dem bekanntesten Leuchtturm Marylands.

Zu all dem maritimen Flair passt das United States Naval Academy Museum, dessen Anfänge bis in das Jahr 1845 zurückreichen. Das Marinemuseum beschäftigt sich vornehmlich mit der Geschichte der Seestreitkräfte der USA, aber auch anderer Länder, und gehört zur Marineakademie der USA, die in Annapolis den Führungsnachwuchs der Navy ausbildet.

Weitere interessante Museen, an denen in einer Stadt mit einer solch langen Geschichte kein Mangel herrscht, sind das Museum of Historic Annapolis und das Banneker-Douglass Museum. Letzteres ist untergebracht in einer afroamerikanischen Bischofskirche und das offizielle Museum Marylands für die Geschichte und Kultur seiner farbigen Bevölkerung. Im 1774 fertiggestellten Chase-Lloyd House stehen das Erdgeschoss sowie seine Gärten Besuchern offen.

Wie lebendig es in dieser historischen Stadt zugeht, erlebt man am besten bei einem der vielen Events. Mit der alljährlichen St. Patrick’s Day Parade feiert die Stadt ihr irisches Erbe, während der kulturelle Höhepunkt wohl unbestritten die United States Naval Academy Commissioning Week im Mai ist. Anlässlich der Verabschiedung der fertig ausgebildeten Leutnants zur See feiert nicht nur die fest mit der Stadt verwobene Marineakademie, sondern ganz Annapolis ist auf den Beinen. Ein Muss für Militärfans, nicht nur wegen der spektakulären Show der legendären Flugstaffel Blue Angels.

Auch die Bühnen der Stadt können sich mit abendfüllenden Programmen sehen lassen. Während unweit des State House mit dem The Colonial Players ein kleines, aber feines Theater angestammt ist, gilt die Maryland Hall im Westen der Innenstadt als kulturelles Herz der gesamten Region. Allein die vier ansässigen Ensembles (Annapolis Opera, The Ballet Theatre of Annapolis, Live Arts Maryland und das Sinfonieorchester der Stadt) garantieren einen reichhaltigen Veranstaltungskalender, der keine Wünsche offen lässt. Kunstausstellungen runden das Angebot der Maryland Hall ab.

Das Classic Theatre of Maryland präsentiert klassisches Theater, Musical und Kabarett. Buchstäblich ein Leckerbissen sind die sommerlichen Shakespeare-Darbietungen im Hof der Reynold’s Tavern im Herzen der Stadt. Die Mitte des 18. Jahrhunderts eröffnete Kneipe ist das älteste Gasthaus in Annapolis und eines der traditionsreichsten der USA.

Nach oben scrollen