Die Manzanar National Historic Site erinnert an ein unrühmliches Kapitel in der Geschichte der Vereinigten Staaten. Die Gedenkstätte in der menschenleeren Einöde zwischen der Sierra Nevada und dem Death Valley im Osten Kaliforniens umfasst eines der ersten und bekanntesten von insgesamt zehn Internierungslagern, in denen mehr als 100.000 Japaner und japanischstämmige US-Bürger während des zweiten Weltkrieges aus ihrem Alltag gerissen und eingesperrt wurden. An dem verlassenen Ort im Owens Valley in der Mojave-Wüste waren um die 11.000 Menschen eingepfercht.
Dem kargen Dasein während der Internierung zwischen 1942 und 1945 widmet sich die Manzanar National Historic Site auf vielerlei Weise. Wenngleich die Natur sich einen Großteil des Internierungslagers längst zurückerobert hat, sind die bewegenden Schicksale der Menschen sehr präsent. Im einstigen Manzanar High School Auditorium ist ein Besucherzentrum eingerichtet, das mit Filmen, Ausstellungen und authentischen Zeitzeugnissen über die Bewohner des Lagers und ihren kaum vorstellbaren Alltag informiert und die geschichtlichen Hintergründe einordnet. Der Internierung vorangegangen war der japanische Überfall auf Pearl Harbor, der den USA als nationales Trauma anhaftet.
In Sichtweite des Visitor Centers geben einige rekonstruierte Gebäude einen authentischen, wenn auch kleinen Einblick in das Aussehen des Lagers und die Lebensbedingungen der Insassen. Der National Park Service, der die Manzanar National Historic Site verwaltet, ließ anhand historischer Unterlagen zwei Wohnbaracken, eine Latrine, einen Speisesaal und einen Wachturm originalgetreu rekonstruieren. Nach der Schließung des Lagers, das 36 Blöcke mit jeweils zwölf Baracken umfasste, war der gesamte Komplex fast vollständig dem Erdboden gleichgemacht worden. Die Baracken wurden abgebaut und anderswo als Lager oder Ställe weitergenutzt und das Land als Weide bewirtschaftet und ansonsten der Wüste anheimgegeben.
Von dem Lager, das von einem acht Kilometer langen Stacheldrahtzaun mit acht Wachtürmen umgeben war, sind in ihrer ursprünglichen Form lediglich zwei Wachposten an der Zufahrt und der Friedhof erhalten geblieben. Der 1943 dort errichtete Gedenk-Obelisk ist das meistfotografierte Motiv der Manzanar National Historic Site. Außerdem sind noch einige Fundamente, das Wegenetz und Teile der Landschaftsgestaltung erkennbar. Viele Insassen von Manzanar versahen ihr unmittelbares Umfeld japanischer Tradition folgend mit hübschen Gartenanlagen und brachten hiermit ein wenig Farbe und Freude in den tristen Lebensabschnitt.
Ein unverkennbares Zeugnis hiervon ist der Merritt Park, der schönste und größte von insgesamt rund einhundert Gärten. Von Schuttbergen freigelegt und restauriert, steht der Park heute als Symbol für Schönheit und Widerstandskraft gegenüber Repressalien. Eine asphaltierte Panoramastraße von fünf Kilometern Länge verbindet den Merritt Park und mehr als zwei Dutzend Örtlichkeiten innerhalb des damaligen Lagers, darunter der Friedhof, die einstige Krankenstation, der Baseballplatz oder die Hühnerfarm. Informationstafeln erläutern jeweils historische Hintergründe.
Das frühere Lager wurde 1976 unter Denkmalschutz gestellt und erhielt 1992 seinen heutigen Status als Manzanar National Historic Site. Angesichts seiner Lage im Nirgendwo der Wüste abseits der Zivilisation erfreut sich die Manzanar National Historic Site mit jährlich 100.000 Besuchern eines erstaunlich großen Interesses. Das hat zweifellos damit zu tun, dass viele Touristen auf dem direktesten Weg vom Death Valley zum Yosemite National Park unmittelbar hier vorbeikommen. Bei der Gelegenheit kann man sich trotz des beklemmenden geschichtlichen Kontexts an der dramatischen Naturkulisse der Sierra Nevada erfreuen.
Der Internierung japanischstämmiger Menschen im Westteil der USA widmen sich darüber hinaus das Tule Lake National Monument im Norden Kaliforniens und die Minidoka National Historic Site im Süden von Idaho.