Fort Raleigh

Die Fort Raleigh National Historic Site auf Roanoke Island in North Carolina erinnert an die erste englische Kolonie in der Neuen Welt. Auch wenn von der ersten Siedlung, deren Ursprünge im Jahr 1585 verortet werden, nichts geblieben ist, handelt es sich um einen denkwürdigen Ort, der auch in der Folgezeit auf vielerlei Weise Geschichte schrieb und daher im Bewusstsein der Nation fest verankert ist. Bei einer Reise durch die als Outer Banks bekannte Region an der Atlantikküste gehört für viele Amerikaner ein Stopp an dieser historischen Stätte deshalb zum touristischen Pflichtprogramm.

Der Park an der ruhigen Otis Cove umfasst unter anderem ein rekonstruiertes Erdwerk, das an die Anfänge von Fort Raleigh als englischer Militärposten im Jahr 1585 erinnert, der zwei Jahre darauf zu einer Siedlung ausgebaut wurde. Wann genau das Fort Raleigh entstand und wie es aussah, bleibt ebenso ein Rätsel wie der Verbleib seiner Bewohner. Ihr spurloses Verschwinden brachte der ersten Siedlung den Ruf als Lost Colony ein.

Gut dokumentiert sind dagegen die geschichtlichen Begebenheiten, die sich fast zwei Jahrhunderte später auf der idyllisch gelegenen Insel abspielten. Zur Zeit des Amerikanischen Bürgerkriegs war das strategisch wichtig gelegene Eiland Schauplatz einer Schlacht zwischen Union und Konföderation. In der Nacht vom 7. auf den 8. Februar 1862 landeten die Unionstruppen vom Meer und nahmen tags darauf Roanoke Island ein.

In der Folge suchten Tausende Afroamerikaner Zuflucht vor Sklaverei und Unterdrückung auf der Insel. Für sie richtete die Army die Freedmen’s Colony als sicheren Hafen ein. Wegen der Bedingungen, die trotz der Abschaffung der Sklaverei für Schwarze ungünstig blieben und der isolierten Lage ereilte die Freedmen’s Colony nach dem Ende des Bürgerkrieges das gleiche Schicksal, wie ihre berühmte Vorgängerin im 16. Jahrhundert. Die Siedlung wurde 1867 endgültig aufgegeben. Während die meisten Bewohner auf das Festland zurückkehrten, lebt so mancher Nachfahre allerdings bis heute auf der Roanoke Island.

Einen unvergesslichen Beitrag zur historischen Bedeutung dieses Ortes lieferte Anfang des 20. Jahrhunderts ein gewisser Reginald Aubrey Fessenden, der als einer der Väter des Radios gilt. Der berühmte Forscher experimentierte in den Jahren 1901 und 1902 auf Roanoke Island mit dem Ziel, die menschliche Stimme mittels Radiowellen zu übertragen. An all die historischen Begebenheiten erinnern Gedenksteine und natürlich auch Ausstellungen im Besucherzentrum der Fort Raleigh National Historic Site. Eine Kostbarkeit, die das Visitor Center beherbergt, ist der historische Elizabethan Room. Das wertvolle hölzerne Zimmer kam 1926 nach Amerika, um das San Simeon Castle des Verlegers William Randolph Hearst zu zieren, fand jedoch nie den Weg nach Kalifornien. In den 1960-er Jahren kaufte es der National Park Service.

Ein ganz besonderer Ort innerhalb der Fort Raleigh National Historic Site ist schließlich das Waterside Theatre. Direkt am Strand gelegen, ist das Freilichttheater seit 1937 Schauplatz des Dramas „The Lost Colony“. Das Schauspiel ist das erste und am längsten laufende Theaterstück seiner Art in den USA und begeistert nach wie vor das Publikum mit darstellerischer Leistung und traumhafter Kulisse.

Nicht entgehen lassen sollte man sich einen Besuch am Strand selbst. Besonders schön ist es am Etheridge Point. Wanderwege wie der Freedom Trail oder der kurze Thomas Hariot Trail verbinden die schöne Landschaft und die historische Bedeutung von Roanoke Island, ohne dabei zu vergessen, auch an die Völker der Algonkin, die ursprünglichen Herrscher dieses Landstrichs, zu erinnern.

Eine Sehenswürdigkeit, die man sich bei einem Besuch der Fort Raleigh National Historic Site nicht entgehen lassen sollte, sind die Elizabethan Gardens. Zu Ehren der ersten Siedler und im Gedenken an Königin Elisabeth I. errichtete der Garden Club of North Carolina einen wunderschöne Garten- und Parkanlagen. Die Elizabethan Gardens erstrecken sich über stattliche vier Hektar und umfasst Hunderte verschiedene Pflanzenarten. Zu sehen sind hübsche Brunnen, Statuen und Bauwerke.

Die Fort Raleigh National Historic Site wird übrigens vom National Park Service gemeinsam mit dem nahegelegenen Wright Brothers National Memorial und der Cape Hatteras National Seashore verwaltet. Beides sind Ziele, die sich Geschichts- und Naturfreunde auf einer To-Do-Liste vermerken sollten.

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