Mit dem Boston Harbor Islands National and State Park erstreckt sich im Atlantischen Ozean vor den Toren der Metropole Boston ein ganz besonderes Naturschutzgebiet und Ausflugsziel gleichermaßen. Der Zusammenschluss von Boston Harbor Islands National Recreation Area und State Park umfasst 34 Inseln und Halbinseln in den Hafengewässern Bostons, die für natürlichen, historischen und kulturellen Reichtum bekannt sind. Aufgrund der Lage und räumlichen Ausdehnung bringt ein Besuch durchaus einige Herausforderungen mit sich, verheißt dafür aber auch tolle Erlebnisse und Eindrücke.
Von besonderem Interesse sind naturgemäß die Inseln im Boston Harbor. Georges Island und Spectacle Island erreicht man vom Long Wharf in Boston mit der Fähre. Der Long Wharf mit dem zugehörigen Custom House Block ist eine der historisch bedeutenden Attraktionen des Parks. Der Anleger reichte einst bis weit in die Innenstadt hinein, wurde jedoch durch Landgewinnung im Laufe der Zeit kürzer. Das Custom House entstand Mitte des 19. Jahrhunderts als Lagerhaus und verströmt bis heute ebenso historischen Charme wie das benachbarte Gardiner Building aus dem Jahr 1812. Weitere Fährverbindungen gibt es von Hingham nach Georges Island und Peddocks Island sowie zwischen South Boston und Cathleen Stone Island.
Dass die Boston Harbor Islands auch mit privaten Booten angesteuert werden können, ist eine Tatsache, die für die meisten Besucher von wenig bis keiner Bedeutung ist. Durchaus verlockend ist es dagegen, sich ein Kajak zu mieten und selbst auf Entdeckungstour zu gehen. Aufgrund des hohen Verkehrsaufkommens einschließlich aktiver Schifffahrtsrouten vom und zum Bostoner Hafen ist dies jedoch nur für ausgesprochen versierte Kajakfahrer eine Option.
Ganz gleich auf welche Weise man sich den Boston Harbor Islands nähert, auf dem Weg durch die Hafengewässer erfreut man sich fast durchweg am Blick auf die Skyline Bostons. Es fühlt sich schon recht eigenartig an, in Sichtweite der modernen Großstadt unterwegs zu sein und zugleich in eine völlig andere Welt einzutauchen, die auch noch manche historische Überraschung bereithält. Die 16 Hektar große Georges Island etwa ist berühmt für das Fort Warren, das von 1833 bis 1861 errichtet wurde und im Amerikanischen Bürgerkrieg den Bostoner Hafen schützte. Heute ist die denkmalgeschützte Festung eine der bedeutendsten Attraktionen im Boston Harbor Islands National and State Park und für viele der Hauptgrund für einen Besuch.
Im Gegensatz dazu lässt sich das Boston Light auf Little Brewster Island nicht ohne Weiteres erkunden. Dies geht nur im Rahmen spezieller Führungen. Das Boston Light wurde im Jahr 1783 errichtet und ist der zweitälteste aktive Leuchtturm der USA. Das Bauwerk wird gern auch als Amerikas ältester Leuchtturm bezeichnet, denn sein Vorgänger stammt aus dem Jahr 1716, wurde aber 1776 von britischen Truppen zerstört. Bei einer Lighthouse Cruise lässt sich sich das historische Juwel ganz aus der Nähe betrachten. Auf dieser Tour kommt man auch dem Long Island Light und dem Graves Light nah. Mit Glück sind auch Delfine, Tümmler oder Wale zugegen.
Spectacle Island ist ein weiteres populäres Ausflugsziel. Nichts erinnert mehr daran, dass vom 19. Jahrhundert bis in die 1990-er Jahre Spectacle Island als Mülldeponie diente. Auf der 46 Hektar großen Insel gibt es heute kilometerlange Wanderwege. Von der Spitze, dem höchsten Punkt im gesamten Boston Harbor, bietet sich ein schöner Rundumblick. Mit großem Aufwand abgedeckt und bepflanzt, haben sich auf der Insel längst ganze Biotope entwickelt.
Überhaupt spielt die Ökologie im Boston Harbor Islands National and State Park eine enorme Rolle. Mit Dutzenden Meilen Küstenlinie mit Felsen und Sandstränden, Marschland, Salzwiesen und Wäldern sowie Flachwasserbereichen gibt es einen facettenreichen Lebensraum für Flora und Fauna. Allein 200 verschiedene Vogelarten wurden bisher in dem Gebiet nachgewiesen, der Park ist daher zugleich als Massachusetts Important Bird Area ausgewiesen. Zum Schutz der einheimischen Tier- und Pflanzenwelt sind nicht alle Inseln uneingeschränkt für die Öffentlichkeit zugänglich. Das Betreten von Moon Island und Long Island ist – allerdings aus anderen Gründen – gänzlich untersagt, wovon zweifellos die Natur ungemein profitiert.
Die zum Park gehörenden Inseln Deer Island im Norden sowie Nut Island, Worlds End und der Webb Memorial State Park im Süden sind vom Festland aus erreichbar. An diesen Orten lässt sich somit ohne besonderen Aufwand ein Spaziergang oder Picknick unternehmen und die maritime Atmosphäre der Boston Harbor Islands in vollen Zügen genießen.
Die beste Zeit dafür ist übrigens vom Frühjahr bis Herbst, doch auch in der kalten Jahreszeit hat der Boston Harbor Islands National and State Park durchaus seine Reize. Allerdings muss man dann auf Einschränkungen wie ein reduziertes Fährangebot und die Möglichkeit von Witterungsunbilden gefasst sein.