Andere Länder – andere Sitten, da machen die USA gerade auch in Bezug auf die geltenden Verkehrsregeln keine Ausnahme. Doch große Befürchtungen bezüglich vorhandener Unterschiede braucht man nicht zu hegen. Im Großen und Ganzen entsprechen die Regeln dem, was man aus Europa kennt. In den USA wird rechts gefahren, es gilt die Grundregel gegenseitiger Rücksichtnahme, und auch wenn die meisten Fahrbahnmarkierungen und Verkehrszeichen anders aussehen, haben sie in aller Regel die gleiche Bedeutung und erschließt sich ihr Inhalt fast immer von selbst.
Verkehrszeichen
In den USA gibt es einen bunten Strauß an Verkehrsschildern. Während manche in Form und Farbe trotz etwas abweichender Gestaltung sofort vertraut sind, erscheinen andere gewöhnungsbedürftig. Dank eindeutiger Piktogramme oder Aufschriften ist die Bedeutung aber fast durchweg auf den ersten Blick ersichtlich.
Fahrbahnmarkierungen
Das wohl markanteste Merkmal der Straßen in den USA ist der gelbe Mittelstreifen, der die Richtungsfahrbahnen voneinander abgrenzt. Bei mehrspurigen Straßen sind die einzelnen Fahrbahnen in der gleichen Richtung durch weiße Linien getrennt. Bei durchgezogener Mittellinie darf nicht überholt werden; zum Linksabbiegen darf man sie jedoch überqueren.
Eine Besonderheit ist die so genannte Center Line, die man oft innerhalb von Ortschaften antrifft. Es ist eine breite Fahrspur zwischen den Richtungsfahrbahnen, die von Linksabbiegern in beiden Richtungen befahren werden darf. Sie wird oft auch als Beschleunigungsspur genutzt, indem Linksabbieger aus einer Seitenstraße trotz Verkehrs von rechts auf die Hauptstraße fahren und sich dann in den fließenden Verkehr hineintasten.
Auf dreispurigen Straßen darf mitunter an übersichtlichen Stellen die Überholspur auch aus der Gegenrichtung zum Überholen benutzt werden. Dies ist durch entsprechende Fahrbahnmarkierungen kenntlich gemacht und erklärt sich von selbst, obwohl es ungewohnt ist. Bedingung ist, dass sich auf keiner der beiden Gegenfahrbahnen ein Fahrzeug nähert.
Fußgängerüberwege sind in aller Regel durch Zebrastreifen markiert, auch an Ampelkreuzungen, wo die Lichtzeichen Vorrang haben. Ansonsten sind im Zweifel querungswillige Fußgänger als schwächere Verkehrsteilnehmer bevorrechtigt. Viele Bundesstaaten schreiben sogar vor, dass für Passanten anzuhalten ist. Ein wichtiger Unterschied und ein mögliches Sicherheitsrisiko besteht darin, dass es auch bei mehrspurigen Straßen Zebrastreifen gibt. Da hier andere Fahrzeuge die Sicht blockieren können, sollte man als Autofahrer, aber erst recht als Fußgänger besonders wachsam sein.
Kreuzungen und Einmündungen
Wichtige bzw. verkehrsreiche Kreuzungen sind fast immer mit Ampeln ausgestattet. In Wohngebieten und auf dem Land wird die Vorfahrt zumeist mit Stopp-Schildern geregelt, seltener auch mit dem Verkehrszeichen „Vorfahrt gewähren“. Dabei haben Straßen ohne Beschilderung Vorrang, während der Verkehr aus den Seitenstraßen an einem Stopp-Zeichen halten bzw. an einem Vorfahrtsschild gegebenenfalls warten muss. Das Prinzip „Rechts vor links“ gibt es nicht.
Eine Besonderheit bei gleichrangigen Straßen ist das so genannte 4-Way Stop, mitunter auch als All-Way-Stop bezeichnet. Das Stopp-Zeichen ist in diesen Fällen mit einem entsprechenden Zusatzschild versehen. Hier müssen alle ankommenden Fahrzeuge anhalten und dürfen dann in der Reihenfolge ihrer Ankunft an der Kreuzung weiterfahren.
Aus einer vorfahrtsberechtigten Straße kann jederzeit eine gleichrangige werden. Es heißt also achtsam sein. Vor allem in Seitenstraßen in einer Stadt kann man schnell ein Stopp-Schild übersehen.
Neuerdings gibt es auch in den USA immer mehr Kreisverkehre. Beim Einfahren ist die Vorfahrt zu gewähren; der Verkehr im Kreisel hat Vorfahrt. Die Roundabouts sind oft zweispurig. Die rechte Spur ist für Rechtsabbieger und die Fahrtrichtung geradeaus, während die linke Spur für Geradeausfahrer und „Linksabbieger“ ist. Da vielen Amerikanern Kreisel und die dortige Vorfahrtsregelung nicht geheuer zu sein scheinen, sollte man hier besonders aufmerksam und bremsbereit sein.
Ampeln
Wichtige Kreuzungen sind in den USA häufig mit einer Ampelanlage ausgestattet. Ampeln stehen meist hinter der Kreuzung oder sind über ihr aufgehängt. Das hat den Vorteil, dass man sich nicht verrenken muss, um das Signal im Blick zu haben. Allerdings heißt es aufpassen, um nicht aus Gewohnheit bis zu einer roten Ampel heranfahren zu wollen und auf diese Weise mitten in der Kreuzung zu landen. Ebenfalls etwas verwirrend kann es sein, beim Linksabbiegen nochmals die Rot zeigende Ampel der Querfahrbahn zu passieren, weil sie ja hinter der Kreuzung steht. Daran sollte man sich aber recht schnell gewöhnen.
Eine praktische Regelung ist, dass man bei Rotlicht normalerweise rechts abbiegen darf. Voraussetzung ist, dass ein Schild es nicht ausdrücklich verbietet und dass sich kein Querverkehr von links nähert. Auch Linksabbieger von der gegenüberliegenden Seite, deren Abbiegepfeil grün zeigt, haben natürlich Vorrang. Häufig wird letzteres nicht beachtet, so dass es zu gefährlichen Situationen kommt. Deshalb ist man gut beraten, beim Rechtsabbiegen an der roten Ampel besonders aufmerksam zu sein und mit einbiegendem Verkehr von rechts zu rechnen, wenn man selbst bei Grün geradeaus fährt.
Die Grünphasen sind auf den Hauptstraßen normalerweise sehr lang, während die Nebenstraßen das Nachsehen haben. Dort soll sich erst eine gewisse Zahl von Fahrzeugen ansammeln, bis diese dann freie Fahrt erhalten. Immer öfter werden die Ampelanlagen jedoch mit Induktionsschleifen in der Fahrbahn oder mittels Kameras gesteuert. Mitunter, und zwar vor allem in größeren Städten, dienen Kameras auch der Erfassung von Rotlichtverstößen. Normalerweise gibt es eine Kulanzzeit von 0,3 bis 0,5 Sekunden. Schon im Interesse der eigenen Sicherheit sollte man aber rechtzeitig angehalten haben. Die Gelbphasen der Ampeln sind übrigens recht lang, so dass genug Zeit bleibt, sicher zu bremsen oder die Kreuzung zu räumen.
Parken
Parken ist in den USA außerhalb der Metropolen normalerweise einfach und unkompliziert. Die Stellplätze sind meist sehr breit und gut erreichbar und auf dem Land meistens kostenlos. Anders sieht es in den Ballungszentren aus. Zwar gibt es viele Parkhäuser, doch die sind oft sehr teuer. Beim Parken entlang der Straßen gilt es viele Regeln zu kennen, bei deren Nichtbeachtung empfindliche Strafen drohen.
Geschwindigkeit und Tempolimit
In den USA gilt überall ein Tempolimit, dessen Höhe jeder Bundesstaat selbst festlegt. Es wird mittels weißer Tafeln am Fahrbahnrand angezeigt und beträgt innerorts zumeist zwischen 25 und 45 Meilen pro Stunde und außerorts zwischen 55 und 80 Meilen pro Stunde. In Texas darf insgesamt am schnellsten gefahren werden, auf einigen Abschnitten sogar bis zu 85 Meilen pro Stunde. Im Umfeld von Schulen gilt zumeist eine zeitlich beschränkte Geschwindigkeitsbegrenzung von 15 oder 25 mph. Hier wird penibel auf das korrekte Tempo geachtet, ebenso innerhalb von Ortschaften. Auf freier Strecke sind mäßige Übertretungen jedoch an der Tagesordnung und werden normalerweise auch toleriert.
Rechtsfahrgebot und Überholen
In den USA gilt ein allgemeines Rechtsfahrgebot, und bei mehrspurigen Straßen ist normalerweise die rechte Spur zu nehmen, während die linke zum Überholen vorgesehen ist. In vielen Bundesstaaten weisen Schilder mit der Aufschrift „Keep right except to pass“ oder „Slower traffic keep right“ auf diese Regel hin. In der Realität wird das Gebot häufig genug missachtet. Auch das Überholen auf der rechten Seite ist gängige Praxis. Als Faustregel gilt: Wenn die Straßen- und Sichtverhältnisse es zulassen, wird das Rechtsüberholen toleriert. Weil hierdurch oftmals Spurwechsel vermieden werden, ist es in dichtem Verkehr sogar vorzuziehen.
Schulbusse
Wer kennt sie nicht, die berühmten gelben Schulbusse, die so etwas sind wie ein Wahrzeichen der USA. Begegnet man einem dieser Gefährte, die auch in modernen Ausführungen irgendwie aus der Zeit gefallen zu sein scheinen, ist erhöhte Wachsamkeit geboten.
Die Schulbusse sammeln Kinder vor allem in ländlichen Gebieten aus einem mehr oder weniger großen Umkreis ein, bringen sie morgens zur Schule und nachmittags wieder nach Hause. Die Haltestellen befinden sich an den Hauptstraßen in Höhe der Einfahrten zu den jeweiligen Wohngrundstücken. Sie sind nicht gekennzeichnet, nur Warnschilder mit der Aufschrift „School Bus Stop Ahead“ oder einem entsprechenden Piktogramm weisen darauf hin. Nähert sich ein Bus einer Haltestelle, schaltet er die Warnblinker ein und klappt ein Stoppschild heraus. Ein haltender Schulbus darf generell nicht überholt werden, auch nicht in der Gegenrichtung.
Baustellen
Fährt man durch die USA, bekommt man es früher oder später mit einer Baustelle zu tun. Auch hier gibt es einige Besonderheiten.
Baustellen werden mit roten Verkehrszeichen ausgeschildert und die Verkehrsführung mit rot-weiß gestreiften Tonnen gekennzeichnet. Normalerweise wird ein Tempolimit eingerichtet, doch auf Autobahnen und Schnellstraßen kann oft auch mit der normalen Geschwindigkeit durch den Baustellenbereich gefahren werden.
Ist auf zweispurigen Straßen eine Fahrspur gesperrt mit wechselseitiger Vorbeiführung des Verkehrs an der Baustelle, stehen an beiden Enden der Engstelle Bauarbeiter, die den Verkehr mit mobilen Stoppschildern anhalten und abwechselnd durchfahren lassen. Mitunter pendelt auch ein Einsatzfahrzeug der Baustellencrew (Pilot Vehicle) hin und her, dem die Fahrzeuge wechselseitig folgen. Die damit verbundene Verschwendung von Arbeitskraft und Ressourcen hat man mittlerweile auch in Amerika erkannt, und so kommen immer häufiger Baustellenampeln zum Einsatz, wie man sie von Straßenbaustellen zu Hause kennt. Mitunter zeigen sie bei Rot sogar die Wartezeit bis zur nächsten Grünphase an.
Fast immer wird der Verkehr an der Baustelle vorbeigeleitet. Entweder auf der Gegenfahrbahn, auf einem Seitenstreifen oder einer provisorischen Fahrbahn neben der eigentlichen Straße. In letztem Fall sind Schäden und tiefe Löcher keine Seltenheit, so dass man gut Acht geben sollte, um nicht einen Reifenschaden oder Schlimmeres zu riskieren. Selten wird der Verkehr auch weiträumig über andere Straßen umgeleitet. Umleitungen sind mit dem Schild „Detour“ gekennzeichnet. In diesem Fall folgt man der Beschilderung mit schwarzen Pfeilen auf rotem Grund bis zum Ende der Umleitung. Das Prinzip entspricht der hierzulande üblichen Umleitungsbeschilderung.
Am Beginn von Baustellenbereichen mahnen fast immer Schilder dazu, sich an die Verkehrsregeln zu halten. Gedroht wird mit einer Verdopplung von Strafen. Manchmal auch nur für den Fall, dass Arbeiter anwesend sind. Das hat durchaus seine Berechtigung. Denn oft kommt es vor, dass Bauarbeiter dicht am fließenden Verkehr ihre Tätigkeiten verrichten. Die Baustelleneinrichtungen sind meist eher primitiv und entsprechen nicht europäischem Standard.
Alkohol
In Bezug auf Alkohol sind die USA seit jeher streng. Die Gesetzgebung bezüglich der zulässigen Blutalkoholmenge obliegt wiederum den Bundesstaaten. In geringen Mengen ist Alkohol im Blut zwar zulässig, kommt es jedoch zu Ausfallerscheinungen oder gar einem Unfall, kann dies schwerwiegende Konsequenzen bezüglich der Schuldfrage und des Verlusts des Versicherungsschutzes nach sich ziehen. Am besten verzichtet man auf Bier oder Wein zu einer Mahlzeit, wenn man anschließend noch fahren muss oder möchte. In den meisten Staaten ist es sogar verboten, geöffnete Alkoholflaschen im Fahrgastraum zu transportieren, geschweige denn zu trinken.