Wer auf den Spuren der Vergangenheit wandeln und eine ungefähre Vorstellung vom Leben zur Zeit des Wilden Westens erhalten möchte, sollte sich Calico Ghost Town nicht entgehen lassen. Der originalgetreue Nachbau der einstigen Silberminenstadt Calico inmitten der Mojave-Wüste ist eine der bekanntesten Westernattraktionen in Kalifornien, eine Hommage an den Silberrausch im ausgehenden 19. Jahrhundert und für viele Durchreisende eine willkommene Abwechslung.
Wer auf der Interstate 15 zwischen Los Angeles und Las Vegas unterwegs ist, kann die unweit von Barstow gelegene Attraktion kaum verfehlen. Schon von Weitem grüßt in großen weißen Lettern der an einem Bergrücken angebrachte Schriftzug Calico und weist den Weg (es helfen aber auch die Hinweisschilder an der Autobahn). Zu Füßen des Calico Signs erwartet Besucher die Bergbaustadt, wie sie sich nach ihrer Gründung im Jahr 1881 während einer kurzen, aber intensiven Blütezeit präsentierte. Damals zählte Calico mehr als 1.000 Einwohner, und Überlieferungen sprechen von 500 Silberminen in der Stadt und ihrer Umgebung. Das bedeutendste Bergwerk war die ergiebige Silver King Mine, die Calico seinen Rum und bescherte und es zur Boomtown machte.
Mit dem einsetzenden Verfall des Silberpreises ging auch der Niedergang Calicos einher, das nach einigen Jahrzehnten weitgehend von der Bildfläche getilgt war. Erst in den 1950-er Jahren kaufte der Unternehmer und Gründer der berühmten Knott’s Berry Farm Walter Knott das Areal mit dem Plan, Calico wiederauferstehen zu lassen. Die Stadt wurde nach der Erinnerung früherer Bewohner und anhand alter Fotografien originalgetreu neu errichtet mit dem Ziel, sie als Westernstadt touristisch zu vermarkten. Einige der historischen Gebäude wurden restauriert, die Mehrzahl jedoch nach modernen Aspekten neu errichtet und mit einer verwittert anmutenden Fassade versehen.
Besucher erwartet eine Mischung aus historischem Geisterstadt-Ambiente und zum Thema passenden Freizeitattraktionen. So lassen sich einige der alten Gebäude erkunden, ein Teil der Maggie Mine besichtigen, nach Gold schürfen und sogar Fahrten mit einer nachgebauten Bahn unternehmen. Bei Führungen, Shows und Feierlichkeiten zu besonderen Events taucht man in die überlieferte Westernkultur ein; Souvenirläden und Restaurants buhlen um zahlungskräftige Interessenten. All das verspricht insbesondere Familien einen bunten Strauß an Unterhaltung und Erlebnissen, bringt der Attraktion aber auch manche Kritik ein. So wird der kommerzielle Charakter immer wieder hinterfragt.
Gleichwohl: Wer Calico Ghost Town nicht mit der Intention ansteuert, eine verlassene Geisterstadt mit unberührter Geschichte vorzufinden, erlebt einen durchaus spannenden historischen Ort. Zwischen all der Inszenierung blitzt die Magie der Vergangenheit immer wieder hervor. Zu sehen gibt es zahlreiche interessante Details, und das inmitten der kargen Landschaft der Mojave-Wüste, die die durchaus harten Lebensbedingungen der damaligen Bewohner erahnen lässt.
Betrieben wird Calico Ghost Town heute vom San Bernardino County. Seit November 1962 unter Denkmalschutz nach kalifornischem Recht, konkurrierte es mit dem authentisch erhaltenen Bodie um den Titel als offizielle Geisterstadt des Staates. Der Streit wurde im Jahr 2005 salomonisch entschieden – während man Bodie diesen Status für den Goldrausch zuerkannte, wurde Calico als offizielle Geisterstadt des Silberrausches geehrt.
Am Fuße der Westernstadt verbirgt sich rechterhand ein Campingplatz. Für zahlende Campinggäste ist der Eintritt zur Ghost Town frei.