Die Kleinstadt Selma im Herzen Alabamas ist bekannt für ihre Geschichte. Nationale und weltweite Berühmtheit erlangte sie im Jahr 1965 durch die Selma to Montgomery Marches, einem der Höhepunkte der Bürgerrechtsbewegung. Auf den Spuren der historischen Ereignisse lässt sich an Ort und Stelle auf vielerlei Weise wandeln. Daneben hat die 1816 gegründete Stadt so manchen weiteren historischen und kulturellen Meilenstein zu bieten.
Dreh- und Angelpunkt und das Hauptziel der meisten Besucher Selmas sind natürlich Schauplätze, die Selma im März 1965 in den Blick der Öffentlichkeit rückten. An die Protestmärsche von Selma in die knapp 90 Kilometer entfernte Hauptstadt Montgomery, an denen neben wichtigen Persönlichkeiten der Bürgerrechtsbewegung wie Martin Luther King, Jr. oder James Reeb Zehntausende teilnahmen, erinnert heute der Selma to Montgomery National Historic Trail, der dem Verlauf der damaligen Protestroute auf U.S. Highway 80 folgt.
Einer der Schauplätze ist die Edmund Pettus Bridge über den Alabama River. Die 1940 erbaute Stahlbogenbrücke ist der Ort, an dem der erste Marsch am 7. März 1965 blutig von den lokalen Behörden niedergeknüppelt wurde, was dem Tag den Beinamen „Bloody Sunday“ einbrachte. Hier befindet sich heute ein Interpretationszentrum mit wertvollen Informationen. Rings um die Brücke begehen sie jedes Jahr zum Jubiläum des blutigen Tages das Bridge Crossing Jubilee. Bevor es auf dem Selma to Montgomery National Historic Trail nach Montgomery geht, darf man natürlich die zahlreichen geschichtsträchtigen Orte nicht verpasst haben, die die Stadt sonst noch zu bieten hat.
So ist in Selma die Brown Chapel African Methodist Episcopal Church eine Pflichtstation. An dem 1908 erbauten Gotteshaus begannen die Protestmärsche, die der Stadt durchschlagende Bekanntheit einbrachten. Vor der Fassade grüßt eine Büste von Martin Luther King, Jr. Im National Voting Rights Museum and Institute vertieft man sich anhand zahlloser Relikte und Zeitzeugnisse in die dramatischen Ereignisse und ihre Folgen. Die Proteste führten letztlich zur Verabschiedung des Voting Rights Act im August 1965. Das wegweisende Gesetz verbietet seither Rassendiskrimierung bei Wahlen.
Selma ist allerdings viel mehr als Schauplatz der wichtigen Begebenheiten im Zuge der Bürgerrechtsbewegung. Zu Zeiten des Amerikanischen Bürgerkrieges war die zweitälteste Stadt Alabamas ein bedeutender Standort zur Herstellung von Kriegsgütern. Und so wundert es nicht, dass auch hier Kampfhandlungen tobten. Vor allem zum Ende des Krieges hin rückte die entlegene und bisher weniger beachtete Stadt ins Blickfeld. An die Schlacht um Selma am 2. April 1865 erinnern sie heute mit historischen Nachstellungen im Riverside Park.
Aus dieser Zeit stammt so manches Bauwerk mit reicher Geschichte. Der Old Town Historic District ist der größte historische Stadtkern in ganz Alabama und umfasst zahlreiche Bauwerke aus verschiedenen Epochen und in den unterschiedlichsten architektonischen Stilrichtungen. Bemerkenswert sind vor allem die Häuser aus der Zeit vor dem Sezessionskrieg.
Eines der herausragenden architektonischen Juwelen, auf das man unbedingt einen Blick werfen sollte, ist die Sturdivant Hall. Das prachtvolle Herrenhaus aus dem Jahr 1856 verzaubert mit seiner neoklassizistischen Erscheinung und gilt vielen als eines der schönsten Antebellum-Häuser in den Südstaaten. Das opulente Interieur kann man bei einer geführten Besichtigungstour auskosten.
Eine Stadtführung ist auch die beste Möglichkeit, all die anderen historischen Kostbarkeiten zu entdecken. Während manche wie das Mabry-Jones House heute als private Wohnhäuser dienen und nur von der Straße besichtigt werden können, sind in anderen Museen eingerichtet. Ein Beispiel hierfür ist das Smitherman Historic Building aus dem Jahr 1847. Es diente unter anderem als Hospital, Gericht und Militärschule und beherbergt heute das Vaughan Smitherman Museum zur Stadtgeschichte. Der lokalen Historie widmet sich außerdem das Old Depot Museum im früheren Bahnhof der Stadt.
Das kleine Bridgetender’s House am Steilufer des Alabama River diente einst als Mautstelle – wer den Fluss überquerte, musste beim Brückenwärter hierfür bezahlen. Heute kann man hier übernachten. Das geht ungleich nobler im benachbarten St. James Hotel, einem der ältesten aus der Antebellum-Zeit erhaltenen Hotels im Südosten der USA. Im Jahr 1838 erbaut, waren hier Plantagenbesitzer zu Gast, Geschäftsleute und andere illustre Persönlichkeiten. Sogar der berühmte Gesetzlose Jesse James soll im St. James abgestiegen sein. Manch einem Gast könnte man auch persönlich begegnen – sei es in dem Hotel, in dem es spuken soll, oder auf dem Old Live Oak Cemetery. Der alte Friedhof ist eine der Sehenswürdigkeiten im Stadtkern.