Wer Fort George Island unmittelbar nördlich von Jacksonville besucht, findet sich fast unweigerlich an einem der geschichtsträchtigsten Orte der Region wieder, der Kingsley Plantation. Die historische Plantage ist in mehrfacher Hinsicht bemerkenswert. Sie gilt als die älteste erhaltene Plantage der USA, die aus der spanischen Kolonialzeit stammt. Die massiven Sklavenquartiere gehören zu den besterhaltenen des Landes, und das Herrenhaus ist das älteste seiner Art in ganz Florida.
Die Plantage, die heute als Teil der Timucuan Ecological and Historic Preserve vom National Park Service verwaltet wird, existiert bereits seit dem Jahr 1765. Ursprünglich erstreckte sie sich über die gesamte Insel. Wenngleich die Natur sich große Teile im Laufe der Zeit zurückerobern konnte, finden sich authentische Orte, um dem beachtlichen historischen Erbe auf den Grund zu gehen. Benannt ist das Anwesen nach den Besitzern Anna und Zephaniah Kingsley, die hier von 1814 bis 1837 lebten. Die Plantage hatte im Lauf der Zeit aber viele verschiedene Eigentümer.
Wenngleich auf der Kingsley Plantation zu kommerziellen Zwecken Indigopflanzen, Zuckerrohr und Baumwolle angebaut wurden, diente sie dem Sklavenhandel. Der Ankauf von Sklaven, ihre Ausbildung und der anschließende Weiterverkauf schien ein einträgliches Geschäft zu sein. Allerdings hatten die Sklaven auch die – allerdings eher theoretische – Möglichkeit, sich selbst freizukaufen. Durchschnittlich lebten auf der Kingsley Plantation um die 300 Sklaven.
Von den ursprünglich 32 in einem Halbkreis angeordneten Sklavenhütten der Plantage sind heute noch 23 erhalten. Allerdings existieren diese bis auf eine, die zu Illustrationszwecken rekonstruiert wurde, nur noch in Form von mehr oder weniger gut erhaltenen Ruinen. Dass ihr Zustand im Vergleich zu vielen anderen Quartieren jener Zeit dennoch überraschend gut ist, dürfte an dem verwendeten Baumaterial namens Tabby liegen, dessen Grundlage Muschelkalk ist.
Wesentlich besser bestellt ist es um das Herrenhaus mit Blick auf den Fort George River. Es soll um das Jahr 1798 herum bezogen worden sein. Der National Park Service bietet zu bestimmten Terminen Führungen an. An das Haupthaus grenzt ein Küchengebäude an; nebenan steht eine historische Scheune. Sie ist Schauplatz von regelmäßig stattfindenden Rangerprogrammen. In einem Gemüsegarten neben dem Hauptgebäude, der heute nach historischem Vorbild gepflegt wird, erlebt man, wie seinerzeit angebaut wurde, was auf den Tellern auf der Kingsley Plantation landete.
Jenseits der Plantage gibt es in der Umgebung einige historische und landschaftliche Juwelen zu bewundern, darunter etwa die Naturschutzgebiete Cedar Point oder Theodore Roosevelt Area, den einst eigens für Schwarze angelegten American Beach oder das Fort Caroline National Memorial, das an den Versuch Frankreichs erinnert, im 16. Jahrhundert eine Kolonie in der Neuen Welt zu errichten. Hier befindet sich auch das zentrale Besucherzentrum der Timucuan Ecological and Historic Preserve.
Ein weiteres Visitor Center, das der National Park Service gemeinsam mit dem Staat Florida unterhält, ist im historischen Ribault Club eingerichtet. Das mondäne Clubhaus aus dem Jahr 1928, in dem die örtliche Oberschicht rauschende Partys feierte, ist mittlerweile selbst eine historische Kostbarkeit. Es befindet sich nur eine Meile von der Kingsley Plantation entfernt.