Slot Canyons

Slot Canyons gehören zu den spektakulärsten geologischen Erscheinungen, die man sich nur vorstellen kann. Sie entstehen, wenn Wasser über vergleichsweise weiches Gestein fließt und Vertiefungen und Ritzen zu immer tiefer werdenden Spalten auswäscht. Im Laufe der Zeit bilden sich schmale Schlitze, die mitunter Dutzende Meter tief in die Geländeoberfläche eingeschnitten sind, weshalb im Deutschen auch die Bezeichnung Schlitzschlucht üblich ist. An Slot Canyons lässt sich somit anschaulich ablesen, welches Prinzip der Redewendung „steter Tropfen höhlt den Stein“ zugrunde liegt.

Im Südwesten der USA kommen zwei Faktoren zusammen, die die Bildung von Slot Canyons entscheidend begünstigen. Die Region ist vielfach von weichem Sandstein geprägt, und der alljährliche Sommermonsun bringt unbändige Sturzfluten mit sich. So wundert es kaum, dass sich hier im Laufe von Jahrmillionen eine Vielzahl dieser spektakulären Naturschönheiten herausbilden konnte. Besonders reich an Slot Canyons sind der Süden Utahs und das nördliche Arizona. Dort gehören Slot Canyons mit ihren prachtvollen Ausformungen zum touristischen Standardprogramm.

Utah gilt gar als der Ort mit der größten Dichte an Slot Canyons auf der ganzen Welt. Im Grand Staircase-Escalante National Monument finden sich gleich mehrere dieser Schlitze, die auch noch ohne allzu großen Aufwand erkundet werden können. Dies gilt vor allem für die Gegenden der so genannten Escalante Canyons und östlich des Bryce Canyon National Parks.

Die malerischen Schlitze sind auch eine Facette des bemerkenswerten Capitol Reef National Parks, während sich weitere Slots in der San Rafael Swell im Herzen Utahs und im Bereich des Zion National Parks ganz im Südwesten verbergen. Mit der Entdeckung dieser Naturschätze lassen sich ganze Tage zubringen, ohne dass man jemals genug bekommen könnte.

Mancher Slot Canyon ist zumindest streckenweise so eng, dass es sich seitwärts zwischen den oftmals verwundenen und glattgeschliffenen Gesteinswänden entlang zu zwängen gilt. Bisweilen legen feststeckende Felsbrocken, Geröll, Wasserlöcher oder so genannte Dry Falls im wahrsten Sinn des Wortes Steine in den Weg, die eine Wanderung zu einem mindestens herausfordernden Unterfangen werden lassen können. Manche Canyons lassen sich sogar nur mit Hilfe bergsteigerischer Ausrüstung bezwingen.

Viele dieser Hindernisse sind ein untrüglicher Fingerzeig auf die enormen Kräfte, die die immer wieder durch die Canyons schießenden Sturzfluten entfalten. Die Flutwellen können buchstäblich aus dem Nichts auftauchen und mehrere Meter Höhe erreichen. In besonders engen und tiefen Slot Canyons besteht dann Lebensgefahr. Bei drohendem Regen selbst in größerer Entfernung sollte man Slot Canyons daher tunlichst meiden.

Das gilt auch für den längsten bekannten Slot Canyon der Welt, den Buckskin Gulch, der sich entlang der Grenze zwischen Utah und Arizona erstreckt. Dieser bis zu 150 Meter tiefe Canyon mit atemberaubend sich auftürmenden Wänden ist ein weiteres spektakuläres Highlight, das jeden Hobbygeologen verzücken dürfte. Nur wenige Meilen weiter wartet mit dem weltberühmten Antelope Canyon der vermutlich schönste Vertreter seiner Gattung auf zahlungskräftige Besucher. Die streng reglementierte Erkundung des mehrteiligen farben- und formengewaltigen Canyons ist alles andere als günstig, doch ein Erlebnis von bleibendem Wert.

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